Auf der Themeninsel 2 erfahren Sie von Projektingenieur Matthias Bürle, wie ein Großprojekt wie das Bahnprojekt Ulm-Augsburg geplant wird. Er erläutert Ihnen, wie die Suche nach der optimalen Strecke verläuft, wie der Suchraum definiert wurde und welche Rolle die Raumwiderstandskarte dabei spielt.
Projektingenieur Matthias Bürle erklärt, wie ein Großprojekt geplant wird
Um ein Großprojekt wie das Bahnprojekt Ulm-Augsburg optimal steuern zu können, wird der Planungsprozess in neun Phasen eingeteilt.
Bisher abgeschlossen wurde Phase 1: Grundlagenermittlung (Analyse Rahmenbedingungen, Erarbeitung konkreter Aufgaben, Definieren Suchraum, Erstellen Raumwiderstandskarte, Trassierungsräume).
Wir befinden uns jetzt in Phase 2: Vorplanung (Auswahl Trassierungsräume unter Beteiligung der Öffentlichkeit). Vorschläge für die Trassierungsräume werden anschließend zwecks Einleitung des behördlichen Raumordnungsverfahrens an die Regierung von Schwaben übergeben.
Ergebnis der Vorplanung wird die Vorzugsvariante sein, über deren Umsetzung dann der Bund im Rahmen einer Parlamentarischen Befassung entscheidet. Die Grafik zeigt, welche Planungsschritte (blau) folgen.
Die Raumwiderstandskarte zeigt, in welchen Räumen sich besonders hohe Schutzgüter befinden. Sie gibt an, auf welche Widerstände man bei der Planung einer Trasse in diesem Gebiet stoßen würde.
Es gibt vier Schutzklassen von weiß (kein Widerstand) bis rot (starker Widerstand; beispielsweise dort, wo sich Siedlungen oder Naturschutzflächen befinden). Die Trassierungsräume werden in Bereichen gesucht, in denen sie möglichst wenig Widerstände berühren. Rote Flächen mit besonders hohen Widerständen werden nach Möglichkeit ausgespart.
Das Bahnprojekt Ulm-Augsburg beginnt im Herbst 2020 mit der sogenannten Vorplanung. Innerhalb dieser Planungsphase (die zweite von insgesamt neun Planungsphasen) wird auch das Raumordnungsverfahren (ROV) durchgeführt. Dabei wird die Raumverträglichkeit der jeweiligen Varianten bewertet. Am Ende der Vorplanung wird die Vorzugsvariante zur parlamentarischen Befassung an den Deutschen Bundestag übermittelt. Dies ist für Anfang 2024 geplant.
Das Raumordnungsverfahren (ROV) hat die Aufgabe, zu überprüfen, ob das konkrete Vorhaben mit den Zielen und Grundsätzen der Raumordnung (räumliche Entwicklung des Landes) und der Landesplanung übereinstimmt. In diesem Verfahren bewertet die jeweilige Landesbehörde – hier ist es die Regierung von Schwaben – die möglichen Varianten der Streckenführung. Sie prüft, ob diese zur allgemeinen Landesplanung passen.
Im Raumordnungsverfahren werden verschiedene Aspekte geprüft: Ökonomische, ökologische, kulturelle und soziale. Zu jedem Aspekt werden Einzelgutachten erstellt, Sachverständige gehört und Träger öffentlicher Belange um Stellungnahmen gebeten.
Durch die breit angelegte Beteiligung der Öffentlichkeit trägt das Raumordnungsverfahren zu einer hohen Transparenz der Planung bei und sorgt für Planungssicherheit.
Aus dem Start- und Zielpunkt des Bahnprojektes Ulm-Augsburg (Hauptbahnhöfe beider Städte) und aus der Vorgabe einer Fahrzeit von 26 Minuten definierte das Projektteam zunächst den Suchraum des Projektes.
Innerhalb dieses Suchraums wurden die sogenannten Raumwiderstände ermittelt. Dies sind besonders schützenswerte Räume wie Siedlungen, Tier-, Natur- und Wasserschutzgebiete. Raumwiderstände werden von niedrig bis hoch klassifiziert und farblich dargestellt. Je höher der Raumwiderstand, desto sensibler ist der entsprechende Bereich.
Aus diesen Daten wurde die Raumwiderstandskarte für das Bahnprojekt Ulm-Augsburg erstellt. Sie ist eine wesentliche Grundlage dafür, die am besten geeignete Streckenführung zu finden.
Bahnfahren ist von großer Bedeutung für den Klimaschutz. Mit dem Deutschlandtakt wurde eine zentrale Weiche gestellt, um die Bahn als nachhaltigen und attraktiven Verkehrsträger zu stärken. Fahrgäste sollen einfacher, bequemer und schneller an ihr Ziel kommen.
Zwei Hauptziele werden mit dem Deutschlandtakt verfolgt. Erstens: Bis 2030 doppelt so viele Fahrgäste wie heute sicher, schnell und umweltfreundlich an ihr Ziel bringen. Zweitens: Den Anteil des Schienengüterverkehrs am gesamten Warenverkehr auf mindestens 25 Prozent steigern.
Aus dem Deutschlandtakt ergeben sich für das Bahnprojekt Ulm-Augsburg folgende Vorgaben: Eine Fahrzeit von 26 Minuten zwischen Ulm und Augsburg, die mögliche Nutzung von Fahrzeugen mit einer Höchstgeschwindigkeit von 300 km/h sowie mehr Fernverkehrsverbindungen.
Im Moment befindet sich das Projekt am Beginn der zweiten Leistungsphase, der Vorplanung. Der Prozess von der Planung bis zur Umsetzung umfasst neun Leistungsphasen.
Innerhalb des Planungsprozesses sind externe Beteiligte wie die Regierung von Schwaben und das Bundesverkehrsministerium in verschiedene Prüf- und Genehmigungsverfahren involviert. Auf die Dauer dieser Verfahren hat die Bahn keinen Einfluss. Die Bauzeit selbst beginnt mit der Leistungsphase acht.
Bei Großprojekten dieser Art ist die Planungs- und Genehmigungszeit deutlich länger als die eigentliche Bauzeit. Die letzte der neun Leistungsphasen ist die Inbetriebnahme. Dann rollen die ersten Züge über die neue Strecke. Der genaue Zeitpunkt zur Inbetriebnahme steht noch nicht fest und wird sich im Laufe des Verfahrens konkretisieren.
Wir beantworten Ihnen gerne Ihre Fragen zum Projekt Ulm-Augsburg. Klicken Sie dafür einfach auf den roten Knopf und schreiben uns Ihre Fragen.